Mexikoplatz. Platz der gekreuzten Geschichten
Der Mexikoplatz erhielt seinen Namen, um an einen schlimmen Augenblick in der Geschichte Österreichs zu erinnern: als unser Land ausgelöscht wurde und fast niemand dagegen protestierte. Als nämlich im März 1938 die Nazis in Österreich die Macht übernahmen, jubelten Hitler nicht hierzulande nur viele Menschen zu. Auch im Ausland war kaum ein Widerspruch zu hören.
Die Ausnahme war das ferne Mexiko. Die mexikanische Regierung protestierte offiziell gegen die Annexion, und zwar vor dem Völkerbund, dem Vorgänger der heutigen UNO. Und als Österreicher_innen – vor allem Jüdinnen und Juden und Gegner_innen des Regimes – vor der Verfolgung durch die Nazis zu fliehen begannen, erhielten manche von ihnen Asyl in Mexiko. So entgingen sie der Ermordung in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. An all das erinnert uns der Mexikoplatz.
80 Jahre später macht Gekreuzte Geschichten diese Erinnerung zum Ausgangspunkt einer doppelten Suche.
Erstens suchen wir nach Verbindungen zwischen Österreich und Mexiko. Denn vor und nach 1938 hatten die beiden Länder immer wieder auf ganz unterschiedliche Weise miteinander zu tun. Maximilian von Habsburg zum Beispiel, ein Bruder von Kaiser Franz Josef wurde für ein paar Jahre Kaiser von Mexiko, ehe er dafür mit dem Leben bezahlte. Österreichische Wissenschaftler forschten über die indigenen Kulturen der Mayas und der Azteken. Und einige österreichische Asylanten leisteten wichtige Beiträge zur Kultur Mexikos. Andererseits spielte Mexiko nicht eine Rolle in der politischen Geschichte Österreichs, sondern mexikanische Künstler und Wissenschaftler beeinflussten österreichische Kollegen.
Komm mit in die Welt der Gekreuzten Geschichten und erweitere deinen Blick vom Mexikoplatz in die Welt!
Zweitens suchen wir auf dem Mexikoplatz nach Spuren der Geschichte von Migration, von Vertreibung und Asyl und dem Beitrag, den die Einwanderer in ihrer neuen Heimat leisteten. Österreich ist ein Land, aus dem vor nicht allzu langer Zeit Menschen fliehen mussten. Und es ist ein Land, in dem heute Menschen von anderswo Zuflucht suchen. Wir wollen verstehen, wie Vergangenheit und Gegenwart zusammenhängen: Was hieß es zum Beispiel 1942 für eine geflüchtete Österreicherin, von Mexiko aus nach Europa zu blicken? Ihr Land in Diktatur und Krieg gefangen, ihre Familie Verfolgung und Vernichtung preisgegeben und die Möglichkeit der eigenen Rückkehr fraglich. Was verbindet diese Erfahrung mit jener eines Menschen aus Syrien oder dem Irak, der heute in Österreich Asyl gefunden hat?
Schärfe deine Augen für den Exilierten Blick und sieh deine Welt mit den Augen der Einwanderer!
Komm mit auf unsere Forschungsreise in die Weiten der Welt und die Tiefen der Zeit!
Erklärungen, die Euch überraschen könnten.
Fragen, die Euch vielleicht weiter bringen.
Hier werden Bögen geschlagen zwischen einem Wiener Platz und der weiten Welt, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, zwischen Alt und Neu.
Hier findet Ihr die Geschichte unseres Landes verknüpft mit der Weltgeschichte, voller Kreuzungen und Berührungspunkte. Und hier findet Ihr auch Momente, in denen die Geschichte unsere Gegenwart berührt.
Der Mexikoplatz erlaubt uns diese Trapezakte durch das Raum- und Zeitzelt der Geschichte. Warum? Weil er ein globaler Wiener Platz ist und weil seine Geschichte – so wie geologische Ablagerungen unter der Erdoberfläche – viele Schichten von Erinnerung unter der Oberfläche der Gegenwart enthält.
Gekreuzte Geschichten ist ein Versuch, Fragen zu stellen und gemeinsam Antworten zu finden.
Ein Versuch, der wechselhaften Geschichte eines Wiener Platzes auf die Spur zu kommen. ¿ Was ist hier passiert ?
Ein Versuch zu zeigen, dass die Geschichte dieses Wiener Platzes, so wie die Geschichte von uns allen, verbunden ist mit der ¡ Weltgeschichte !
Und ein Versuch, Geschichte und Gegenwart zusammen zu führen. Wenn man sich fragt: ¿ Und was hat das mit mir zu tun ?