Nachgeschichten

Die Geschichten von Begegnungen zwischen Mexiko und Österreich, die wir bisher erzählt haben, enden nicht mit dem Ende der Nazi-Herrschaft. Und sie sind auch nicht auf diese beiden Länder beschränkt. Sie handeln von Dingen, die unser Land und unsere Gesellschaft auch weiter beschäftigen: Von Flucht und Zuflucht, von Exil und von Rückkehr. Davon soll hier die Rede sein.

Es gibt viele Geschichten der Heimkehr aus dem Exil, und auch wenn jede von ihnen besonders ist, haben sie doch meist Eines gemeinsam: heimkehren ist nicht leicht. Jene, die bei der Abreise schon erwachsen waren, finden ein anderes Land vor, wo man sie oft immer noch misstrauisch betrachtet. Und die Kinder haben keine oder kaum Erinnerungen an diese „Heimat“ und müssen sie erst neu erobern. Das Österreich, in das diese Menschen zurückkamen, war zunächst von den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges besetzt. Wien war in Zonen aufgeteilt und der Mexikoplatz (der ja damals noch nicht so hieß) lag in der „russischen“, also der sowjetisch besetzten Zone. Viele Rückkehrer aus Mexiko siedelten sich hier an.

Auch in den folgenden Jahrzehnten, als Wien und die Republik wieder aufgebaut wurden, blieben der Zweite Bezirk und der Mexikoplatz seinem Charakter treu: ein Ort für Neuankömmlinge zu sein. So war es schon in Zeiten der Monarchie gewesen, als Menschen aus dem Osten des großen Reiches in dieser Gegend ein erstes, meist sehr armes Zuhause fanden. So war es auch ab den 1960er Jahren, als Gastarbeiter aus Jugoslawien und der Türkei sich hier niederließen. Und als später jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion zum Aufbau einer neuen jüdischen Gemeinde beitrugen. Und so ist es auch heute noch, da Menschen aus Syrien, aus dem Irak, aus Nigeria, aus Afghanistan oder anderen Ländern bei uns Zuflucht suchen.

Der Mexikoplatz ist ein globaler Platz, ein Platz der Begegnung. Sein Name erinnert an einen historischen Moment der Solidarität und der Gastfreundschaft. Möge er auch hier und heute ein Platz des Willkommens sein!