Armageddon
Ein Filmprojekt von Kurdwin Ayub

Anton und Franz wurden im Jahr 1938 in Vampire verwandelt. Sie leben schon über zweihundert Jahre und werden 2138 von einer Journalistin in einem Hotelzimmer befragt, wie es sich anfühlt „Vampir“ und unsterblich zu sein. Franz und Anton beantworten gewissenhaft alle Fragen – ob sie diskriminiert wurden, welches Blut am besten schmeckt und wie man sich an Zeit-Geschichte anpassen musste.  

 @ Kurdwin Ayub Still aus Armageddon
Still aus Armageddon
@ Kurdwin Ayub

Kurdwin über ihr Projekt für Exiled Gaze:

Ich bin Kurdin aus dem Nordirak. Ich bin dort geboren und 1991 mussten meine Eltern und ich vor dem Krieg fliehen. Nun lebe ich in Österreich. Aber es nervt, immer wieder gefragt zu werden: 1. Und woher kommst du eigentlich her? 2. Wie schade, dass du deine Sprache nicht sprechen kannst.

Nur einmal war es andersrum: (Österreich-Land zählt nicht, wo ich immer als Wienerin „beschimpft“ werde.) Ein Taxifahrer meinte, dass er überrascht wäre, einmal einen Menschen wie mich in seinem Auto zu haben – obwohl er mich sogar im fünften Bezirk einsteigen ließ. Sonst wären ja nur „Tiarken" und „Tschuschen" hier, fügte er hinzu. Ich widersprach ihm und meinte, dass ich auch nicht ganz original wäre und sowas wie ein Tiark. Die Fahrt wird still.

 © Kurdwin Ayub Still aus Armageddon
Still aus Armageddon
© Kurdwin Ayub

Ich stieg gleich danach in ein Uber, wo mich ein Kurde fuhr und sagte, dass Kurdistan viel schöner und wärmer wäre als Wien. Er sehne sich nach seiner Heimat. Dort sei alles Bio und voller Liebe. Ich meinte, ich wäre auch Kurdin. Er wollte mit mir kurdisch reden. Ich konnte nicht antworten. Er ist schockiert, dass ich, Kurdin, meine Sprache nicht sprechen kann. Auch diese Fahrt wurde ruhig. 

 © Kurdwin Ayub Still aus Armageddon
Still aus Armageddon
© Kurdwin Ayub

In meiner Arbeit möchte ich zeigen, wie absurd das alles sein kann. Migranten zweiter Generation begrüßen neue Migranten skeptisch. Migranten-Kinder können die Sprache nicht mehr sprechen und werden nicht mehr von ihrer Heimat akzeptiert. Es gibt Vorurteile, Rassismus und Neid. Am schlimmsten ist dieser Stolz. Und noch schrecklicher ist diese Liebe. Wenn man einmal weiß, was Liebe zwischen kurdischen Freunden und Familie bedeutet, wird einem kalt in den Ländern außerhalb Kurdistans. Nach meinem Dreh für Paradies! Paradies! im Irak erlitt ich einen Kulturschock in Österreich. Mir schien, es wurde hier nur in Bars getrunken. Und ich saß dann auch jeden Abend in einer Bar und dachte an das, was mir im Irak passierte, während meine Freunde über Filme redeten und Zigaretten rauchten.

 © Kurdwin Ayub Still aus Armageddon
Still aus Armageddon
© Kurdwin Ayub