A little Window in Exile
Ein Filmprojekt von Alfoz Tanjour
Zahllose Syrische Fotos, von Lagern, vor herzlosen Kameras, unter Trümmern, auf Postern und Broschüren an den Korridoren der United Nations, Bilder auf Anschlagtafeln für Werbezwecke der Caritas, die unsere Rechte unterstützen, Mensch zu sein! Bilder von Syrer_innen wartend auf Fassbomben des Regimes, auf IS-Messer oder auf Wasser, das immer abgedreht ist. Fotos von uns in einer langen Warteschlange, welche sich von Damaskus bis Sofia erstreckt, sogar von Athen bis Oslo, auf der Suche nach einer alternativen Heimat, nach angemessenem Einkommen, nach einer Krankenversicherungskarte und Reisedokumenten, die uns das Recht geben wie Affen... Verzeihung... wie letztklassige Menschen den schnellen Zug gen Westen zu besteigen! Fotos von Meerestiefen mit Thunfisch und Lachs, Farbfotos in Parks, Museen und vor Gottes eigener Kirche im kalten Europa während wir unsere gänzliche Freiheit mittels Selfies ausdrücken, die wir an die syrischen hinterbliebenen Familienmitglieder senden.
Der Film erzählt seine eigenen Welten, Geschichten und Figuren in Bildern. Sein bildhafter Ausdruck gleicht dem Ausdruck von Träumen, wie Fellini sagte: „Träume sind die einzige Realität.“
Ich liebe Bilder, Geschichten und Träume – diese intellektuelle und imaginäre Kombination, welche eigentlich aus dem langen Prozess, die Realität zu beobachten, hervorgeht. Film ermöglicht mir, das zu sagen, was ich will, Figuren und Ereignisse zu erschaffen. Unser Aller Ziel ist es, das Rätsel der Realität zu entschlüsseln, die Geheimnisse, Gedanken, Träume und das Leben der Menschen zu offenbaren.
Alles in meinem Film Gesagte ist eine persönliche Geschichte, etwas selbst Durchlebtes, Gelesenes oder Gehörtes.
Dieser Kurzfilm stellt Geschichten von Syrer_innen anhand von Bildern dar, Detailaufnahmen ihrer schwierigen Reise nach Europa, ihrem Leid, ihres Umgangs mit einer als Schicksal aufgebürdeten Realität, ihrer alltäglichen Kämpfe.
Mehr als sechs Jahre sind verstrichen und Syrien frisst sich immer noch durch alles und jeden. Es beschneidet alle denkbaren Lebenswege, verschärft die Verzweiflung und Ratlosigkeit der Syrer_innen, denn ihr Fall wurde von der gesamten Welt aufgegeben und sie sind allein gelassen angesichts einer barbarischen schonungslosen Tötungsmaschine.
Im Zuge zunehmender Repression, dem vom Regime eingesetzten Geschütze mehrfacher Art und nach der Bombardierung von Städten, welche Häuser zerstörte und Besitze verbrannte, haben Millionen von Menschen ihr Zuhause verloren und begonnen, in andere Länder zu fliehen.
Tausende Syrer_innen sind in Europa angekommen, um den Gräueltaten des Krieges und der Unterdrückung des Regimes zu entkommen. Die angekommenen Syrer_innen erfreuen sich daran, dass sie nun sicher und in Frieden sind, um bereits am nächsten Morgen beim Aufwachen ihres Verlustes von etwas Geliebtem in der Größe eines Heimatlandes gewahr zu werden!
Ich habe viele Syrer_innen im Lager Traiskirchen in Österreich gesehen, welche unverzüglich wieder nach Hause zurückkehren wollten und mir erging es genauso!
Lange Zeit wurden meine Familie und ich von einem starken Gefühl vereinnahmt, dass wir nicht zugehörig zu diesem Ort sind. Jeden Tag sagte ich mir im Stillen, mit dem ersten Flugzeug so nahe wie möglich an Damaskus heran zu fliegen, wo ich die Luft meiner Heimat riechen könnte, wenngleich dies eine Mischung mit dem Geruch von Tod und chemischen Waffen war! Ich wollte zurück, ich vermisse die Sonne!
Es ist das Gefühl von Niederlage, Schwäche und Ausgeliefertsein. Es ist nicht das Gefühl, keine Heimat zu haben! Das ist Asyl! Es ist die härteste Erfahrung, die Menschen je zustoßen kann!
Etliche Syrer_innen dachten und denken wie ich, jedoch ist das Leben immer stärker, und die Kinderaugen lassen uns bedacht tausende Male überlegen, bevor wir die Entscheidung treffen, in die blutende Heimat zurückzukehren. Wir geben uns langsam geschlagen und dieses wilde Pferd in uns wird im Laufe der Zeit gezähmt und Schritt für Schritt kommt unser Lächeln zurück und wir finden uns mit der neuen Realität zurecht!
Eine weitere harte Reise beginnt, jene der „Integration“!
Ja, für das wohlhabende Europa stellt es eindeutig eine morale Pflicht dar, eine rasche Entscheidung in der Geflüchtetenkrise zu treffen, um diese vom täglichen Sterben zu bewahren, sie davor zu schützen, Menschenhändlern und Schleppern zum Opfer zu fallen, denn diese vor dem Krieg Flüchtenden sind in erster Linie und allem voran Menschen, und ihr einziger Traum ist jener nach Sicherheit.